Alle lieben (mund-)tote Juden!

Erstveröffentlichung:  http://lifeaftergonzales.blogspot.com/2008/09/alle-lieben-mundtote-juden.html , 21. September 2008

Wie weit der Philosemitismus mancher rechter Israel-"Unterstützer"
reicht erkennt man sehr schnell daran, wie sie mit den Äußerungen von
Juden umgehen, die ihnen nicht in den Kram passen. In solchen Fällen
wird sofort klar, daß sie uns nur insofern leiden können, wie dies
ihren neuen Erzfeinden, den Muslimen, schadet.

In seinen Bemühungen, den gescheiterten Anti-"Islamisierungs"kongreß in Köln zu entnazifizieren, hat das Blog "PI-News" behauptet,
linke Demonstranten hätten einen jüdischen "Mitbürger" angegriffen.
Durch ihre wohlgeschminkt zur Schau getragene Empörung über die zu
"SA-Horden" und "Nazis" verkommenen "Linksfaschisten" sollte bewiesen
werden, daß diese Entislamisierer zu einer "neuen" Rechten gehören, die
keinerlei faschistische Altlasten mit sich herumschleppe.

(Es ist natürlich gut möglich, daß die PI-Blogger das ganze erfunden haben. Das wäre ihnen schon zuzutrauen.)

Auf
dem Hintergrund habe ich mir folgenden Kommentar erlaubt. Leider ist
die Datei, in der ich den Kommentar gespeichert hatte,
verlorengegangen, also könnte der Wortlaut in einigen Einzelheiten vom
Inhalt des ursprünglichen Kommentars abweichen.

Wozu brauchen wir Juden eigentlich Feinde, wenn wir solche "Freunde" wie euch haben?

Lassen
wir einmal beiseite, daß ihr einen jüdischen BÜRGER zum "Mitbürger"
degradiert habt (der Begriff stammt nämlich aus dem römischen Recht und
heißt "Staatsbürger zweiter Klasse").

Dem Artikel liegt die
Annahme zugrunde, man könne Juden einfach so erkennen. Das ist
natürlich völkisch-antisemitischer Schwachsinn. Antisemitische
Beweggründe für den angebl. Angriff können jedoch nur dann unterstellt
werden, wenn man davon ausgeht, daß nicht nur rein zufällig, sondern
vorsätzlich ein jüdischer "Mitbürger" angegriffen worden sei. Ohne die
Annahme, Juden seien sichtlich zu erkennen, macht der ganze Artikel
also gar keinen Sinn.

Wenn ihr aber nicht davon ausgeht, daß
Juden alle gleich aussähen, gibt es nur eine andere Möglichkeit: Die
angebl. jüdische Herkunft dieser Person wird als Schutzschild gegen die
Vorwürfe, mit denen eine Organisation, die sich gegen Menschen einer
bestimmten ethnisch-kulturell-religiösen Herkunft richtet,
üblicherweise rechnen muß.

Ihr mißbraucht also Juden zu euren eigenen Zwecken.

Da sehnt man sich geradezu nach den Zeiten, als wir euch noch bestenfalls völlig egal waren!

Früher
hat man gegen die "Judaisierung" Europas gewittert. Heute ist das eben
passé; man hat inzwischen andere Semiten gefunden.

Dieser Zweck-Philosemitismus ist der schlimmste Antisemitismus überhaupt.

Die
PI-Blogger haben sich entschieden, den Kommentar zu unterdrücken. Etwas
anderes habe ich aber nicht erwartet. Bei der Rechten dürfen Juden
entweder als menschliches Schutzschild oder als Sündenbock fungieren.
Wer da nicht mitmacht, wird eben mundtot gehalten.