Entries from Juli 2010 ↓

Die Messe der Hausmeister von Morgen

Es gibt Meldungen, da wird einem so richtig schwarz vor Augen. Und dann gibt es wieder andere Meldungen, bei denen es einem ganz schön hell vor Augen wird. Da geht auf einmal ein Licht auf, und urplötzlich lösen sich Gordische Knoten von allein.

So eine Meldung ist mir heute übern Weg gelaufen. Seit geraumer Zeit wird gern und oft von bildungsfernen Schichten und von Unterschicht geredet, und zwar vor allem von denjenigen, die seit Jahrzehnten sozialpolitisch für die Entstehung eben dieser Schichten gesorgt haben, und jetzt auf einmal merken: „So geht es nicht mehr weiter!“

Ein solcher sozialopolitischer Dr. Frankenstein ist der Gunnar Heinsohn. Erschrocken hat er die lange herbeigesehnte Massenarmut zur Kenntnis genommen. In einem geisttötend schwachsinnigen Gastbeitrag in der FAZ ist er zum Schluß gekommen, daß man Maßregeln verhängen muß, die Geburten verhindern sollen, damit die „Frauen der Unterschicht“  ihre Schwangerschaften nicht mehr „als Kapital ansehen“ (§ 6 I Nr. 4 Völkerstrafgesetzbuch nennt das „Völkermord“). Angehörigen des moralischen Prekariats wie Heinsohn bereiten auch die „bildungsfernen Schichten“, die einzigen, die ihm zufolge „eine demographische Zukunft“ haben (und später sogar gute Aussichten, in der FAZ zu gastieren) offenbar auch viele schlaflosen Nächte. Wenn aber sein Vorschlag, die Sozialhilfe künftig auf fünf Jahre zu begrenzen, Politik wird, wird auch das Problem aus der Welt geschafft. Unterernährung führt ja schließlich zu Fehlgeburten.

Ich hatte mich schon lange gefragt, ob Völkermord zur Lösung dieser Probleme wirklich nötig sei, als ich heute einen SPIEGEL-Artikel sah, in dem es um den Umgang der Hartz-IV-Behörden mit Schülern aus erwerbslosen Familien ging. Im Artikel wird über zwei typische Beispielfälle berichtet. Eine 16jährige aus dem Ruhrgebiet wird vom Jobcenter aufgefordert, ihre Schulzeugnisse vorzulegen. Unter Androhung existenzvernichtender Sanktionen (Hartz IV kennt schließlich keine anderen) wird sie aufgefordert, einen Ausbildungsplatz zu suchen, obwohl sie sich erfolgreich an der Berufsschule beworben hatte (Zielberuf: technische Mediengestalterin). Eine 16jährige aus Hessen mit einem Notendurchschnitt von 1,6 soll aufs Gymnasium verzichten und lieber über eine Ausbildung nachdenken. Man kann das irgendwie schon verstehen: Die Bundesagentur für Arbeit veranstaltet – extra für sie – die Messe der Hausmeister von morgen, und diese bücherfressenden Rabenmütter in spe wollen gar nicht hin. Welcher Undank!

Zur Doktrin der Hartz-IV-Behörden gehört offenbar, das Bildungsniveau der Kinder der ehemals Werktätigen auf ein Mindestmaß zu begrenzen. Schließlich würden berufliche oder gar universitäre Qualifikationen die verlangte Eingliederung in die aufregende Welt der Sanitärbereichsreinigungsfachkräfte und Haustiernebenproduktentfernungsspezialisten nur erschweren. Hat doch die von der Leyen gesagt, daß es besser ist, „aktiv zu sein“ und Scheiße wegzuräumen, als zu Hause rumzusitzen und irgendwelche blöden Bücher zu lesen. Und recht hat se – welche Relevanz könnten Marx und Luxemburg und wie die alle heißen für die Kinder heutiger Hartz-IV-Empfänger haben? Aber wirklich!

Und da mußte ich einfach wieder an den lieben Doppeldoktor Heinsohn denken. „Bildungsferne Schichten“ haben Hochkonjunktur, und die Sozialbehörden der Republik verlangen von SchülerInnen, sie sollen auf eine ihren Fähigkeiten und Zielen angemessene Bildung verzichten, um möglichst mit 16 schon putzen zu gehen. Da es nun mal der SPIEGEL ist, werden diese beiden Fäktchen miteinander nicht in Verbindung gebracht.

Helft mit, mein erstes Buch zu verwirklichen!

Wenn alle nur 1,- € spenden würden, die „Was darf die Satire“ gelesen haben, wäre das Ziel erreicht!

Wie bereits unlängst angekündigt, bin ich dabei, mein erstes Buch – Reunion / Wiedersehen – vorzubereiten. Dabei handelt es sich bekanntlich um einen Reisebericht, für den ich durch sieben europäische Länder, v.a. aber durch die BRD, reisen werde, um verschiedene Städte zu besuchen, mich mit AktivistInnen verschiedener Couleurs zu unterhalten, und hinterher darüber zu schreiben.

Da es für unbekanntere AutorInnen immer schwerer wird, ihre Werke bei den größeren Verlagen unterzubringen und die kleineren Verlage häufig nicht in der Lage sind, ein Buch zu promoten, werde ich das Buch selbst verlegen. Dadurch wird auch garantiert, daß ich inhaltlich freie Hand behalte.

Dies bedeutet jedoch, daß ich auf Kostenvorschüsse und dgl. verzichte. Deshalb wird das Projekt zum großen Teil über meine Übersetzungs- und Lektoratstätigkeit finanziert. Um das Projekt zu verwirklichen, brauche ich jedoch auch die Hilfe meiner geschätzten LeserInnen im Rahmen einer sogenannten „Crowdfunding“-Aktion.

Crowdfunding heißt, daß ein Projekt mit vielen kleineren Spenden eines größeren Personenkreises finanziert wird. Die Spenden können über meine Projektfinanzierungsseite auf Indiegogo.com, oder aber direkt auf mein PayPal-Konto (elise . hendrick AT gmail . com) überwiesen werden.

Insgesamt möchte ich etwa 4800 € (USD 5770) zusammenkriegen. Die absoluten Mindestkosten setzten sich aber wie folgt zusammen:

Kosten:
Hin- und Rückflug New York-Frankfurt: etwa 600 €
Eurail-Monatskarte:                                    822 €
Fahrkarten für Polen:                          etwa 200 €
Kost & Logis für rd. 30 Tage:                      1000 €
INSGESAMT:                                             2622 €

Bisher ist es mir gelungen, Spenden in Höhe von umgerechnet EUR 111 zu sammeln. Die Gesamtsumme scheint zwar recht viel zu sein, aber wenn etwa 100 LeserInnen jeweils EUR 20,- spenden, wäre das Ziel beinahe erreicht. Wenn etwa 200 LeserInnen jeweils EUR 10,- spenden, wäre das auch schon EUR 2000.

Und wenn alle nur 1,- EUR spenden würden, die meinen Aufsatz „Was darf die Satire?“ bisher gelesen haben, wären das insgesamt über 3000,- €.

Vielen Dank im Voraus!

Mein neuestes Projekt – „Wiedersehen – ein Reisebericht“


Seit einer Woche arbeite ich an einem spannenden neuen Projekt: mein erstes Buch, Arbeitstitel: Reunion – A Travelogue (Wiedersehen – ein Reisebericht).

Der satirisch-introspektive Reisebericht Reunion (voraussichtliches
Veröffentlichungsdatum der englischsprachigen Ausgabe: Mitte Januar 2011) wird mich auf einer Reise durch
Deutschland, Polen, Österreich, Italien, Spanien, Frankreich und
Tschechien begleiten, wobei ich nach 10jähriger Abwesenheit vom Kontinent die
Bekanntschaft mit vertrauten Orten erneuern und Orte explorieren werde, die ich bislang nicht kennengelernt habe. 30 Tage lang werde ichverschiedene Städte besuchen, mir die örtlichen Infoshops, Antiquariate, Nahrungsquellen und politischen Brennpunkte ansehen und mich mit alten FreundInnen, AktivistInnen und sonst allen unterhalten, die mir über den Weg laufen. 

Das Vorwort zu Reunion, das
von einer surrealen Reise von München nach Berlin im Dezember 1996
erzählt, erschient als Serie auf der Projektseite.

 Wer mitmachen will…

Wer zur Finanzierung des Projekts etwas spenden will oder im Voraus ein
Exemplar zum ermäßigten Preis von USD 12,- kaufen will, kann das hier tun. Ebenfalls wäre ich an Tipps interessiert, was ich mir in den jeweiligen Städten unbedingt mal ansehen sollte oder was sonst alles interessant sein könnte. Wohlgemerkt: "Interessant" ist nicht gleichbedeutend mit angenehm. Auch an interessant-beschissenen Tipps wäre ich natürlich interessiert.