BUDYŠIN, 19.08.2010 – Auf der Hauptseite des Szenenblogs Politiski Njeprawy wurde heute der Start der neuen Bürgerbewegung Pro Łužyca angekündigt. Die Bewegung, so Pressesprecher Czesław Šimanski, diene „dem Schutz der Kultur und der Werte unserer sorbischen Heimat“.
„Man sieht es, und will es doch nicht wahrhaben“, heißt es in der auf PN veröffentlichten Presserklärung, „zusehends wird unsere Heimat unterwandert und überfremdet. Man kann jede Stadt, jedes Dorf unseres schönen Landes besuchen, ohne ein einziges Mal unsere Landessprache zu hören.“
Schuld an diesen laut Presserklärung „verheerenden Zuständen“ sei eine „schleichende Germanisierung“ durch integrationsunwillige, bildungsferne Deutsche.
Unter der Überschrift Wissen Sie, was das kostet? schimpft der Verband über die „Millionen und Abermillionen“, die angeblich für zweisprachige Straßenschilder ausgegeben werden müssen. Es sei schon so weit, daß selbst Gemeinden umbenannt werden müssen:
Unsere Hauptstadt Choćebuz mußte neulich in Cottbus umbenannt werden, weil unsere ‚deutschen Mitbürger’ (wie sie von den politisch korrekten Gutmenschen immerzu genannt werden) nicht einmal in der Lage sind, einen derart einfachen Ortsnamen auszusprechen. Dabei heißt ‚Cott-Bus’ nach Auskunft unserer Sprachexperten soviel wie ‚Wagen zum Transport von Exkrementen’.
Auch Přibor, Budyšin und Křišow sind „dem politisch korrekten Umbenennungswahn zum Opfer gefallen“. Heute heißen sie Finsterwalde, Bautzen und Buchholz.
Anlaß der Gründung der Bürgerinitiative war eine Protestveranstaltung gegen den Bau einer Currywurstbude in der Bohata hasa in Budyšin. „Wir können angesichts dieser Provokation nicht mehr schweigen“, hieß es in einem der auf der Kundgebung verteilten Flugblätter. „Es gibt in unserem Land inzwischen mehrere Tausend Currywurstbuden. Sie überfremden unsere Landschaft und verschmutzen unsere Luft mit merkwürdigen Gerüchen.“ Die Errichtung möglichst vieler Currywurstbuden gehöre zu einer festen Vorgehensweise: „Erst bauen die eine Currywurstbude. Dann dauert es nicht mehr lange, bis sie auch noch den Bau eines Einwohnermeldeamtes beantragen, den sie nach ständiger Rechtsprechung auch genehmigt kriegen müssen.“
Dies entspreche den strategischen Zielen der Germanisierer, die nach Angaben zahlreicher Demonstranten im „Komplotthandbuch“ Battis/Krautzberger/ Löhr BauGB enthalten seien. „BauGB ist ein Codewort von denen. Das heißt ‚Baut zur Germanisierung von Budyšin!‘“
„Der Deutsche liebt Karteien über alles. Er will möglichst alles erfassen, aber wenn du in der Kartei schon drin bist, kommst du nicht mal als Leiche wieder raus!“
Dem Zuzug der Deutschen nach Łužyca seien auch fragwürdige Organisationen gefolgt, meint Pressesprecher Šimanski. Besonders schlimm sei die „angeblich friedliche politische Vereinigung CDU“:
Diese Organisation nennt sich in der Öffentlichkeit ‚Christlich-demokratische Union’. Das klingt ja total unbedenklich – wer wird schon was gegen demokratische Christen haben? Aber wir wissen inzwischen ganz genau, daß diese Organisation in nicht unerheblichem Ausmaß mit Schwarzgeld finanziert wird. Und sie können sich hierzulande noch so friedliebend und demokratisch geben – unsere Forscher haben dokumentieren können, daß die CDU an mehreren Bombenanschlägen und Attentaten in Afghanistan beteiligt gewesen ist, und daß sie dort heute noch Tausende schwerbewaffnete Kämpfer bereithält. Für uns steht jedenfalls fest, daß CDU in Wirklichkeit ‚Choćebuz droht der Untergang‘ heißt!
Der Pressesprecher wollte jedoch klarstellen, daß er nichts gegen Deutsche an sich habe:
Die Sorben sind ein gastfreundliches Volk, das sich über jeden Besuch freut. Aber beim Besuch soll es dann gefälligst bleiben. Wir werden nicht mehr tatenlos zusehen, während unsere Städte mit Currywurstbuden verunstaltet werden und man die Vorgärten unserer Bürger vollkotzt ‚weil Rosenmontag is’.
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