Mit Parolen wie „Wir tun’s auch nie wieder“, „Verlogenheit: nicht mehr im Angebot“ und dem schlichten „Sorry!“ will die Paralleluniversen-SPD heuer in den Wahlkampf ziehen. „Sie sind pleite, wir sind schuld, bitte haben Sie Geduld!“ ertönte das Sprechchor der versammelten SPD-Mitgliedschaft gestern auf der Eröffnungskundgebung zum sogenannten „Reueparteitag“ in Berlin-Marzahn.
„Meine Regierung“, meinte Altkanzler Gerhard Schröder, „hat leider sehr, sehr viele von Ihnen, ich sach ma, in voller Absicht an den Rand des Abgrunds, ähm, getrieben. Wir fanden das halt, also, gut. Wie ich den Umfragen der letzten 10 Jahre entnehme, waren wir da, ich sach mal, eindeutig in der Minderheit.“ Daß seine Regierung auch noch den ersten deutschen Angriffskrieg seit 1939 zu verantworten habe, stimme ihn angesichts derlei Umfrageergebnisse außerdem „sehr traurig“.
„Als Zeichen meiner zwar nachträglich zustandegekommenen, ich sach jetzt mal, Einsicht“, fuhr der heutige Gaspromgenosse fort, „bin ich bereit, mir vor Ihnen allen jetzt das Leben zu nehmen.“ Welche Reaktion er auf diese Ankündigung wohl erwartet haben mag, ist unklar. Widersprochen hat ihm jedenfalls niemand. Telefonische Hilfsmittelzusagen gingen jedoch laut SPD-Vorstand sofort zu Tausenden ein.
„Euer Vertrauen, liebe, ähm, Genossinnen und Genossen, wenn ich das noch so sagen darf,“ deklamierte Altvorsitzender Franz Müntefering, der schon immer gern ein offenes Wort von sich gibt, „war und ist fehl am Platze. Wir haben euch alle jahrelang nach Strich und Faden verarscht und geschröpft. Ich frag mich wirklich noch, wie bescheuert ihr eigentlich seid, daß ihr das alles so lange
erduldet habt!“ Natürlich gebe es Schichten in Deutschland, „und welche wir hier vertreten haben, war und ist sonnenklar – hätte ich jedenfalls gemeint.“
„Wir haben eine Partei geschaffen,“ hieß es im Diskussionsbeitrag von Kurt Beck, „in der sich ein Thilo Sarrazin, nicht aber ein Oskar Lafontaine zu Hause fühlen kann.“ Es sei, so der neuerdings gewaschene und rasierte Beck, von Anfang an klar gewesen, daß mit einer enormen strukturellen Dauerarbeitslosigkeit zu rechnen sei. „Wir haben euch die Leistungen, für die ihr jahre-, mitunter auch jahrzehntelang in die Kassen eingezahlt hattet, genau dann weggenommen, als eindeutig war, daß ihr die benötigen würdet.“ Das „Gerede“ von Verrat und Verlogenheit halte er jedoch auch für falsch: „Die Sache ist die: In Wirklichkeit hat kein einziger von uns auch nur den blassesten Schimmer, was Sozialdemokratie überhaupt heißt. Wir dachten immer, es hätte irgendwie mit Kriegskrediten und dem Schießen auf streikende Arbeiter zu tun – so Traditionssachen halt.“
Abschließend ergriff Parteivorsitzender Sigmar Gabriel das Wort: „Und deshalb sagen wir alle geschossen: WÄHLT UNS NICHT! Wer mit unserem Kurs der letzten 20 Jahre zufrieden ist, ist bei der FDP viel besser aufgehoben. Die machen das wenigstens offen und ehrlich. Wer sich aber für eine sozialdemokratische Politik einsetzt, sollte doch lieber die Linkspartei wählen.“ Brötchen suche man schließlich auch nicht im Baumarkt.
2 comments ↓
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Genial, wie immer.
LG
Dagmar