September 5th, 2009 — BRD
Vervielfältigungs- und Abdruckinformationen
für die Graphikreihe
WAHLKAMPF 2009
Sämtliche Plakate der Graphikreihe stehen in hoher Auflösung zur Verfügung und können per Mail (elise.hendrick@autistici.org) angefordert werden. Bei sonstigen Rückfragen stehe ich unter dieser Adresse gerne zur Verfügung.
1. Private Nutzung
A. Als "private Nutzung" gilt die ungewerbliche Verwendung eines einzelnen Abdrucks, z.B. zur Dekoration der eigenen Wohnung oder des eigenen Arbeitsplatzes (etwa zur Herbeiführung einer fristlosen Kündigung 🙂 ). Die private Nutzung ist grundsätzlich frei. Über eine entsprechende Spende (siehe Paypal-Link oben links) würde ich mich selbstverständlich freuen.
2. Vervielfältigung in größeren Mengen
Der ungewerbliche Abdruck der Graphiken der Reihe "Wahlkampf 2009" in Stückzahlen bis zu 50 – etwa zu Demo- oder Agitationszwecken – ist grundsätzlich frei nach Vereinbarung. Eine der Menge entsprechende Spende würde ich selbstverständlich herzlich begrüßen.
3. Gewerbliche Vervielfältigung
Wer die Graphiken der Reihe "Wahlkampf 2009" zum Verkauf abdrucken will, wird gebeten, sich unter der obigen E-Mailadresse an mich zu wenden. Für die gewerbliche Vervielfältigung wird eine Verkaufsmenge und -zweck entsprechende angemessene, einzeln auszuhandelnde Stückgebühr erhoben. Sollen die Abdrucke im Rahmen einer Spendenaktion o.ä. verkauft werden, läßt sich eine ermäßigte Stückgebühr vereinbaren.
4. Abdruck in Zeitschriften und sonstigen Drucksachen
Für den Abdruck in Zeitschriften und sonstigen Drucksachen wird eine der Auflage entsprechende angemessene, einzeln auszuhandelnde Gebühr
erhoben. Sollen die Abdrucke in einer Zeitschrift o.ä. veröffentlicht werden, die sich z.B. über Spenden finanziert oder sonst über wenig Vermögen verfügt, läßt sich eine hiervon abweichende Einzelvereinbarung (u.U. auch kostenloser Abdruck) treffen.
5. Online-Vervielfältigung
Die Graphiken der Reihe "Wahlkampf 2009" dürfen selbstverständlich auf Ihrer persönlichen oder (nach Vereinbarung) sonstigen Webseite gezeigt werden. Hierzu ist die entsprechende Graphikseite zu verlinken und die Graphik mit folgendem Text zu versehen:
© 2009 Élise R. Hendrick. Private Nutzung grds. frei. Zu Abdruck, Vervielfältigung und sonstiger Verwendung siehe http://meldungen-aus-dem-exil.noblogs.org/post/2009/09/05/vervielf-ltigungs-und-abdruckinformationen-f-r-die-graphikreihe-wahlkampf-2009
5. Sonstige Verwendungsarten und -zwecke
Zu Abdruck und Vervielfältigung zu anderen als den oben beschriebenen Zwecken wenden Sie sich bitte an mich (elise.hendrick@autistici.org).
September 5th, 2009 — BRD
September 5th, 2009 — BRD
@cwagner hat mir folgendes Verwendungsbeispiel zukommen lassen:
August 30th, 2009 — BRD
August 29th, 2009 — BRD
August 29th, 2009 — BRD
August 18th, 2009 — BRD, Justiz
Melodie: Wir tragen die roten Spiegel (Stasi-Hymne)
Wird heut in unsrer BRD
ganz leis etwas gesagt,
das einem ganz gewissen Herrn
beileibe nicht behagt –
wissen Schäubles Wanzenleger
über alles längst Bescheid,
schneiden’s mit für den Minister
zu eurer Sicherheit!
Refrain:
Wir dienen dem schwarzen Wolfgang,
denn der paßt stets schön auf auf alle auf,
und weiß genau: Freiheit ist bloß Hofgang
und Sicherheit ist Ausverkauf!
Wenn nachts die Sonne wieder
vor unsern Augen flieht
(wohl glaubend, daß bei Dunkelheit
sie sich dem Blick entzieht),
lauscht er euren Bettgesprächen
in München, Essen und Schwerin,
und erzählt’s seinen Freunden in D.C. und Berlin
Refrain
Wenn’s beim Telefonieren
in der Leitung komisch klickt,
denkt sich da wohl so mancher, daß
er nicht mehr richtig tickt.
Doch wir könn’ dem attestieren,
daß er doch nicht durchgeknallt –
das ist unsre Fürsorge, die klickend widerhallt!
August 18th, 2009 — Justiz, USA
Verehrter Herr Bezirksmagistrat [Name zum Schutze der Autorin unterdrückt]!
das, was ich im Folgenden vorzutragen habe, werden Herr Bezirksmagistrat vermutlich als bodenlose Ungehörigkeit empfinden, wie Sie überhaupt alles, was an ordnungsgemäße Prozeßführung auch nur leise erinnert, als Ungehörigkeit empfinden. Sei’s drum.
Herrn Bezirksmagistrat behagt es nicht, wenn Prozeßparteien mit Paragraphen und Obergerichtsentscheidungen kommen. Anträge, Argumentationen, Schriftsätze finden Herr Bezirksmagistrat außerordentlich lästig. Bei allem gebührenden Respekt bitte ich ergebenst, Herrn Bezirksmagistrat nahelegen zu wollen, daß Sie sich vielleicht in der Berufswahl geirrt haben. Anträge, Argumentationen, Vorschriften und Rechtsprechungshinweise sind in einem Prozeß nun mal keine Seltenheit. Vielleicht wäre ein Quereinstieg in die primäre Produktion etwas für Sie.
Und überhaupt – wenn Herrn Bezirksmagisrat Hinweise auf das geltende Recht so sehr auf den hochwohlgeborenen Sack gehen, bitte ich gehorsamst, ergebenst vorschlagen zu dürfen, daß Sie das geltende Recht dann gefälligst drauf haben sollten!
Dann bräuchte nämlich keiner extra darauf hinzuweisen, daß mangelnde Zustellung ein Prozeßhindernis ist, daß Parteien das gesetzlich verbriefte Recht haben, Herrn Bezirksmagistrat mit sachdienlichen Anträgen zu belästigen, und daß rechtliches Gehör etwas anderes bedeutet als richterliches Geschrei.
Des Herrn Bezirksmagistrat Unkenntnis in puncto materiellrechtlicher und prozessualer Grundnormen wäre womöglich abzuhelfen, etwa durch Nachholen des offenbar verpennten Jurastudiums. Des Herrn Grundeinstellung ist es leider mitnichten.
Zunächst bitte ich gehorsamst, darauf hinweisen zu dürfen, daß Herrn Bezirksmagistrat keiner zum Amtsantritt gezwungen hat. Sie leisten hier kein Pflichtjahr. Der Job gefällt Herrn Bezirksmagistrat nicht? Dann versuchen Sie’s eben mal im Baugewerbe. Zur Abrißbirne könnten Herr Bezirksmagistrat allemal taugen!
Ach ja, da habe ich wieder eine Redewendung gebraucht, die Herrn Bezirksmagistrat überhaupt nicht gefällt! Sicherlich weiß ich um die Wutanfälle, die Sie jedesmal kriegen, wenn einer "bei allem gebührenden Respekt" sagt. Liegt es vielleicht daran, daß Herr Bezirksmagistrat ganz genau wissen, wieviel Respekt Ihnen eigentlich gebührt, und daß das gebührende Maß Ihres Erachtens etwas knapp ausfällt? Na dann, wie wär’s mit "bei allem Respekt, der Ihnen gebührt hätte, wenn Sie ein anständiger Mensch wären"? Aber langsam habe ich das Gefühl, daß mir ein bißchen Ordnungshaft bevorsteht. Das nehme ich also alles zurück. „Ohne jeglichen Respekt“, wenn es Herrn Bezirksmagistrat lieber ist!
Der Urteilstenor ist klar. Damit brauchen wir uns nicht lange aufzuhalten. „Die Klage wird kostenpflichtig abgewiesen.“ Nun können wir zum eigentlichen Kern dieses Vortrags durchdringen.
Die Sache, Herr Bezirksmagistrat, ist die: Ich möchte Ihnen gehorsamst, ergebenst, und was sich Ihnen sonst noch so an Adverbien h.c. empfielt, danken.
Ja, danken möchte ich Herrn Bezirksmagistrat, denn Sie haben etwas geleistet, was ich in Tausend Aufsätzen niemals so vollkommen fertiggebracht hätte: Sie haben dieser "Rechtspflege" den letzten dünnen Anstrich von Recht und Anstand genommen. Herrn Bezirksmagistrat ist es gelungen, allen, die hinschauen möchten, unmißverständlich deutlich zu machen, was für eine verkommene Richterkaste sich diese Gesellschaft leistet.
Falsch in der Sache, falsch in der Form. Eindrucksvoll, wie bezirkssekretärhaft Sie beim Belehren sind. „Die Räumung ist eine gesetzlich festgelegte Antragsart, und da kommst du mir mit dem Prozeßrecht!" „Du willst mir jetzt nicht alles erzählen, was du über unser Mietrecht weißt, was vielleicht mehr, aber vielleicht auch weniger ist als das, was ich aus vierundzwanzigjähriger Berufserfahrung weiß!“
Und das war’s schon, Herr Bezirksmagistrat, was Sie über unser Mietrecht wissen (es ist aber mitnichten „unser“, sondern eindeutig Euer Mietrecht), und zwar, daß Sie sich vierundzwanzig Jahre lang damit herumgeschlagen haben, ohne auch nur passiv ein bißchen darüber gelernt zu haben.
Brüllen können Herr Bezirksmagistrat auch prima. Zwar sind Sie in Sachen Gebrüll noch nicht auf das Niveau eines Roland Freisler emporgestiegen – toi toi toi, aber für einen Gerichtsfunktionär der untersten Gehaltsklasse reicht es schon. Schließlich haben es Herr Bezirksmagistrat nur äußerst selten mit Menschen zu tun, die sich auch wehren können.
Dank gebührt Herrn Bezirksmagistrat auch deshalb, weil Ihre Art der Verhandlungsführung (rumbrüllen, drohen, Gesetze durcheinanderbringen) für mich eine Art Denkzettel war. Ich war bereit, diese ganzen Spielchen mitzumachen. Bißchen drohen, bißchen schimpfen, und gleich danach die außergerichtliche Einigung unterschreiben.
Die Klageschriften, die nie eingereicht werden sollten, hatte ich parat, ebenso wie die Anträge, die nur die Gegenseite sehen sollte und die standesrechtiche Anzeige. Ja, ich war sogar gerne bereit, mich an dieser Farce, die sich Justiz schimpft, zu beteiligen.
Mit Ihnen, Herr Bezirksmagistrat, habe ich aber nicht gerechnet. Als Sie da wie ein angepißter Fünfjähriger herumtobten, als Sie da oberlehrerhaft wirres Zeug von sich gaben statt über die anstehenden Anträge zu entscheiden, als Sie mir Ordnungshaft androhten, nur weil ich diese Anträge – wie es mein gutes, gesetzlich verbrieftes Recht ist – gestellt habe, da wußte ich, daß braves Mitspielen für mich nicht mehr in Frage kommt.
Hätten Sie nur die einschlägigen Rechtsnormen vollkommen verkannt – dajenu. Hätten Sie nur den Anspruch auf rechtliches Gehör mißachtet – dajenu. Daß Sie aber die ausgesprochene Feigheit besaßen, mich in einer Situation anzuschreien und zu beschimpfen, wo ich mich gar nicht wehren durfte – damit haben Sie mich zur Besinnung gebracht, und in dem Moment habe ich Ihnen und Ihrem ganzen korrupten Laden den Kampf angesagt.
Und darum sage ich auch: Vielen herzlichen Dank, Herr Bezirksmagistrat!
Juli 30th, 2009 — BRD, Gedankenfetzchen, Israel-Palästina
Wir können endlich aufatmen. Jetzt haben wir’s sogar amtlich. Wir haben gewonnen! Es gibt keinen Rechtsextremismus in der BRD – das sagt sogar Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden in Deutschland!
Also, sie hat das ja nicht groß rausposaunt. Das war eher eine stillschweigende Ankündigung.
Aber Sieg bleibt Sieg.
Nein, die BRD hat sie eigentlich gar nicht erwähnt, das ist wahr.
Knobloch hat in einem ARD-Livechat gesagt, es gebe in Israel keinen Rechtsextremismus. Es gebe „rechte Parteien“, aber keinen Rechtsextremismus.
Z.B. Avigdor Liebermans Partei „Israel Beitenu“. Die fordern die Ausbürgerung von Palästinensern mit israelischem Paß, die Vertreibung der Palästinenser aus den besetzten Gebieten, die Annexion der besetzten Gebiete sowie weitere territoriale Erweiterung. Und das Gedenken an die Nakba – die nationale Tragödie der Palästinenser – wollen sie unter Strafe stellen. Das ist übrigens eine Regierungspartei. Aber halt keine rechtsextremistische.
So weit kann man also nach Knoblochs Auffassung gehen, ohne Rechtsextremist zu sein.
In der BRD gibt es Parteien, die alle Deutschen mit Migrationshintergrund ausbürgern und abschieben und den Oder-Neiße-Vertrag kündigen wollen. „Von der Maas bis an die Memel“ schreiben sie sich auf die Fahne.
Das sind aber keine Regierungsparteien. Eher so eine Art ABM für Verfassungsschützer.
Und jetzt wissen wir dank Frau Knobloch, daß das nicht mal Rechtsextremisten sind.
Welche Erleichterung!
Will jemand Sekt?
Juli 25th, 2009 — Antisemitismuskeule, BRD, Israel-Palästina
Es sind in der BRD neulich gleich zwei der wichtigsten jüdischen Verfechter des Gedankens eines gerechten Friedens in Israel und Palästina mit höchsten Ehren ausgezeichnet worden. Die israelische Rechtsanwältin Felicia Langer, die jahrelang Palästinenser vor den israelischen Militärgerichten verteidigt hat, ist vergangene Woche mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, einer der allerhöchsten staatlichen Auszeichnungen der BRD, ausgezeichnet worden. Auch Dr. Rolf Verleger, der die jüdische Gemeinde in Lübeck neugegründet und immer wieder der israelisch-zionistischen Staatsräson die traditionellen jüdischen Werte der Gerechtigkeit (Zedek), der Barmherzigkeit (Gemilut hasadim) und der Nächstenliebe gegenübergestellt hat, ist vom Zentralrat der Juden in Deutschland die höchste Auszeichnung verliehen worden, die diese Organisation in ihrer derzeitigen Gestalt überhaupt noch verleihen kann: der Rauswurf.
Mit dem Rauswurf von Rolf Verleger sind die selbsternannten Vertreter des Judentums durchaus zufrieden, weil sie eben keine Ahnung haben, was sie mit dieser Entscheidung wirklich gesagt haben. Auch ich begrüße diese Entscheidung, und möchte Herrn Dr. Verleger an dieser Stelle herzlichst gratulieren, denn damit hat der Zentralrat besser verdeutlicht, als er es in tausend Artikeln und Vorträgen zu verdeutlichen vermocht hätte, welchen moralischen Tiefstand diese Körperschaft erreicht, mit welcher Endgültigkeit sie unseren kostbarsten Werten den Rücken gekehrt hat. Wenn die Spiegels, Knoblochs, Graumanns, Broders und Giordanos unseres Volkes diese Entscheidung feiern, stellen sie auf eindrucksvolle Art unter Beweis, wie recht Herr Dr. Verleger hat. Weiter so!
Über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse an Felicia Langer sind sie aber empört, und zwar gerade weil sie ganz genau wissen, was das zu bedeuten hat. „Israel kritisiert Köhler wegen Orden für Jüdin“, titelt der Berliner Tagesspiegel: „Die israelische Regierung ist empört über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an die Jüdin Felicia Langer“ heißt es da im Sprachgebrauch der Nazis: In der NS-Zeit hieß man nämlich nicht „Herr Dr. Rolf Verleger“ noch „Frau Rechtsanwältin Langer“, sondern „der Jude Verleger“, „die Jüdin Felicia Langer“. Und auf diesem Niveau bleibt die Meldung auch.
Israel hat also die Auszeichnung einer führenden israelischen Dissidentin kritisiert. Was soll daran berichtenswert sein? War die iranische Regierung etwa entzückt, als einer führenden iranischen Bürgerrechtsanwältin der Friedensnobelpreis verliehen wurde? Zeigte sich das Außenministerium der DDR erfreut über Preisverleihungen an einen Wolf Biermann? War das Suharto-Regime in Indonesien mit der Verleihung des Nobelpreises an einen Aktivisten für die Menschenrechte der Timoresen zufrieden? Wurde Ossietzky für seinen Nobelpreis von entsprechender Stelle in Berlin beglückwunscht? Allein die Vorstellung ist völlig lächerlich.
Die einzigen guten Dissidenten sind immer nur die des offiziellen Feindes. Das ist seit eh und je, immer und überall so. Daß die israelische Regierung über die Auszeichnung von Frau Langer empört ist, ist ungefähr so berichtenswert wie die Tatsache, daß es im Sommer generell wärmer ist als im Winter.
Nach bester Prawda-Tradition dürfen in Weinthals Artikel nur diejenigen zu Wort kommen, die Schlechtes über Frau Langer zu sagen haben. „Langer hat über Jahre immer wieder Kräfte unterstützt, die Gewalt, Tod und Extremismus befürworten“ donnert Yigal Palmor vom israelischen Außenministerium. Ralph Giordano, heißt es weiter, droht damit, das Verdienstkreuz aufzuwerten, in dem er seines zurückgibt.
Darüber, womit Frau Langer diese Auszeichnung verdient hat, ist kein Wort zu lesen. Kein Wort über ihre Vertretung der Opfer israelischer Willkürmaßnahmen in den besetzten Gebieten vor den israelischen Militärgerichten. Kein Wort darüber, daß selbst Alan Dershowitz, der immer gern dabei ist, wenn es darum geht, Israels jüdische Kritiker zu verunglimpfen, ihr Verhalten vor Gericht als seriös und korrekt bezeichnet hat. Kein Wort von den Menschen, denen sie geholfen hat. Und selbstverständlich darf Frau Langer selbst mit keinem Wort ihre Ansichten darlegen oder verteidigen.
Dieser Hetzjournalismus ist aber nichts gegen das Niveau der Kommentare. Immerhin – das sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt – haben einige versucht, Konkretes über Langers Leben und Wirken zu berichten, aber solche Beiträge (darunter auch meiner) sind zum Teil wegzensiert worden, zum Teil in der Diffamierungsschwemme abgesoffen.
In den Kommentaren hat sich jeder, der keine Chance verpaßt, sich als Pseudophilosemit zu profilieren, zu Wort gemeldet. Und man erkennt am Inhalt dieser Beiträge ganz genau, worum es diesen selbsternannten Freunden des Judentums wirklich geht. Einer macht Langer einen Vorwurf daraus, daß ihr die Flucht vor den Nazis in die SU gelungen ist: „Sie hat den Krieg nicht im KZ, sondern im ZK verbracht“. Man merkt schon, was diesem Zeitgenossen lieber wäre (und wo sollte sie denn sonst hin? Mitten im Krieg nach London über Tilsit und Lübeck etwa?). An den sich immer weiter steigernden Diffamierungen erkennt man, welche Freude es diesen „Philosemiten“ bereitet, endlich mal eine Jüdin vor sich zu haben, die sie auf salonfähige Art hassen dürfen. Wer darauf hinweist, daß es in den besetzten Gebieten mit den Menschenrechten nicht unbedingt im grünen Bereich ist, wird nach altehrwürdiger Streicher-Art als „Gutmensch“ abgekanzelt. Dem jüdisch-israelischen Friedensaktivisten Uri Avnery, so ein anderer, gehe es nur ums Geld (wie schön ers wohl findet, endlich mal ehrlich seine Meinung über uns Juden zu sagen! Ja, es geht uns ums Geld, sicher! Deshalb verzichten wir auf allgemeine Anerkennung und fette Tantiemen, um Mißstände anzuprangern. Na klar…warte mal, WAS??) Wenn das unsere Freunde sein sollen, hat es im Dritten Reich von Freunden des Judentums nur so gewimmelt!
Der Nazi-Schreibart bedienen sich auch andere andere Berufsempörte, die Frau Langer als „Bundesverdienstjüdin“ bezeichnen. Im Stürmer war Albert Einstein immer nur der „Relativitätsjude“.
Bei so einer Veranstaltung darf die Schoa natürlich auch nicht fehlen. Wenn es diesen vermeintlichen Philosemiten nicht gerade darum geht, ihre Enttäuschung darüber, daß Frau Langer den Krieg in der SU überlebt hat, statt in Treblinka vergast worden zu sein, zum Ausdruck zu bringen, geht es ihnen darum, uns Juden die moralische Zurechnungsfähigkeit abzuerkennen. Nach deren Meinung sind wir seit der Schoa schuldunfähig (diejenigen „Gutmenschen“ unter uns, die Unrecht Unrecht nennen, einmal ausgenommen). Die Millionen Ermordeten werden schon wieder auf krasse Art mißbraucht. Das sind keine Menschen mehr, nur Werbemaskottchen. Das Leid, das Massensterben, der Schmerz derjenigen, die ihre ganze Verwandtschaft durch das Verbrechen der Großväter dieser selbsternannten Philosemiten verloren haben, ist ihnen völlig egal. Glauben die etwa, daß sich meine ermordete deutsche Verwandtschaft in ihren letzten Momenten dachte: „Wenn dadurch auch nur eine Hauszerstörung gerechtfertigt werden kann, hat sich mein Tod schon gelohnt“?
Diese Frage ist ihnen bestimmt nicht einmal im Traum eingefallen. Es geht ihnen nämlich nicht um Juden, nicht um Israelis und schon gar nicht um Palästinenser, sondern einzig und allein darum, allen zu beweisen, daß sie keine „Gutmenschen“, sondern „gute Deutsche“ sind. Und das sind sie auch!